Die Evolution des Filmnerds

Vom VHS-Krieger zum Streaming-Zombie

Es begann in den 80ern mit einem Videorekorder, der größer war als ein heutiger Smart-TV. Filme gab es nicht auf Knopfdruck, sondern nur in den heiligen Hallen der Videotheken, wo man in Reihen von VHS-Kassetten stöbern musste, während der Typ an der Kasse einem ins Gesicht schrie:

„DEN HAST DU LETZTE WOCHE SCHON AUSGELIEHEN!“

Damals musste man sich physisch bewegen, um an einen Film zu kommen – und dann auch noch zurückspulen, sonst drohte eine Videotheken-Exkommunikation und die berüchtigte „Zurückspulgebühr“ (aka der unbarmherzige, 1-DM-teure Schlag in die Magengrube der Faulen).

Doch dann kamen die 90er und 2000er: Die DVD-Revolution fegte über die Videothekenlandschaft, Filmbörsen erlebten ihre Blütezeit, und Nerds lernten erstmals, dass „Steelbook“ nicht nur ein Modewort ist, sondern eine heilige Reliquie für Sammler.

Heute, im Zeitalter von Netflix, Disney+ und 27 anderen Abos, ist der Filmnerd jedoch verwirrter als je zuvor.

„Habe ich diesen Film schon? Wo läuft er? Warum kostet er extra, obwohl ich schon 120€ pro Monat für Streaming ausgebe?“

Die Antwort?

Egal. Er wird trotzdem nicht geguckt.

Denn statt eine klare Entscheidung zu treffen, verbringen wir heutzutage mehr Zeit damit, durch Streaming-Menüs zu scrollen, als tatsächlich Filme zu schauen.

Früher sind wir eine Stunde in die Videothek gefahren, um einen Film zu leihen, den wir an einem Abend geguckt haben.

Heute verbringen wir eine Stunde damit, einen Film auszuwählen – nur um am Ende wieder „Friends“ zu schauen.

Filmbörsen und Conventions: Die letzten Bastionen der Nostalgie

Doch nicht alle Nerds haben sich dieser neuen, digitalen Filmherrschaft unterworfen. Nein, einige leisten Widerstand.

Sie pilgern noch immer zu den letzten großen Filmbörsen und Conventions, um in staubigen Kisten nach alten DVDs, VHS-Kassetten und LaserDiscs zu wühlen, deren tatsächlicher Wert zwischen 0,50€ und „unbezahlbare Erinnerung“ schwankt.

Das sind die wahren Nostalgie-Krieger, die sich nicht von Netflix vorschreiben lassen, was sie gucken dürfen – sondern sich einen 30 Jahre alten Film auf einem abgenutzten VHS-Tape reinziehen, weil „die echte Atmosphäre nur so rüberkommt“.

Diese Leute sind es, die Conventions mittlerweile zur kompletten Eskalation zwischen Torschlusspanik, Personenkult und Ticket-Wucher gemacht haben.

Hier trifft man sie alle:

🎭 Der Mittvierziger-Superfan – Gerade erst 40 geworden und spürt die Torschlusspanik, weshalb sie hechelnd vor jedem 25-jährigen Schauspieler stehen und flüstern: „Oh mein Gott, ER HAT MICH ANGESEHEN! Wir sind jetzt zusammen!“

📸 Der Ticket-VIP-Wahnsinnige – Gibt 800€ für ein Selfie mit einem Typen aus Stranger Things aus, den niemand mehr kennt.

🔪 Der „Ich brauche dieses Horror-Steelbook-Mediabook!!!“-Typ – Wartet 5 Stunden auf das 85. limitierte Mediabook/Steelbook von „Freitag der 13.“, das er dann nie auspackt, weil „Sammlerwert“.

🧙 Yoda mit Bart – Steht seit 1987 auf jeder Filmbörse und philosophiert darüber, warum „die neuen Star Wars Filme nicht mehr dasselbe Gefühl rüberbringen“.

🐀 Der schmutzige Klebstoffschnüffler – Niemand weiß, ob er jemals etwas kauft, aber er fasst jedes verdammte Mediabook an. Seine Hände? Klebriger als das Wort „Collectors Edition“.

🎭 Der politisch engagierte Cosplayer – Geht als Captain America, aber redet nur über das System. Cosplay ist nicht nur ein Hobby – es ist ein Statement, verdammt nochmal!

💀 Der verschrobene Lustmolch – Stellt unangenehme Fragen über Filmgenres, die er selbst nicht erklären kann. Hat ein komisches Lächeln. Ist vielleicht der wahre Bösewicht.

🚬 Die geheimnisvollen Raucher – Haben Filme, von denen niemand gehört hat. Man fragt, wo sie die herhaben – sie antworten: „Das willst du nicht wissen.“

Also, warum eigentlich dieses Buch?

Ganz einfach: Weil diese Welt es verdient hat, festgehalten zu werden.

Weil Videotheken, Filmbörsen und Conventions das letzte große, chaotische, unberechenbare Element der Filmkultur sind.

Weil es die letzten Orte sind, an denen Filme noch wie Schätze behandelt werden – egal ob es eine limitierte gepresste LaserDisc ist oder eine verranzte VHS-Kassette, die ein Sammler für 300€ anbietet, weil sie „ungeschnitten“ ist.

Und weil diese Menschen – so bekloppt, fanatisch und skurril sie auch sein mögen – die einzige echte Bastion gegen den digitalen Overkill sind.

Ja, wir lachen über sie.

Ja, wir verdrehen die Augen.

Ja, wir fragen uns manchmal, warum jemand für ein Autogramm von „der dritten Sturmtruppe von links“ 100€ zahlt.

Aber insgeheim?

Haben wir Angst, dass all das irgendwann verschwindet.

Das hier ist also nicht nur eine Satire.

Es ist eine Hommage an eine sterbende Kultur.

Und vielleicht – wenn du dieses Buch gelesen hast – willst auch du irgendwann eine alte VHS-Kassette aus Nostalgie ins Regal stellen.

Natürlich wirst du sie niemals anschauen.

Aber sie wird da sein. Als Symbol.

Für eine Zeit, in der Filme (noch) nicht einfach nur Content, sondern eine verdammte Religion waren.

Und in diesem Sinne:

Willkommen in der Filmbörsen-Hölle.


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Folge uns in den satirischen Wahnsinn der deutschen Nerd-Kultur – von der goldenen Ära der Videotheken über das DVD-Zeitalter bis zum ersten Streaming-Schock. Die Evolution des Filmnerds ist ein pointierter Streifzug durch vier Jahrzehnte Sammelwahn, Popkultur-Exzesse und echte Nerdgeschichten – voller Insider-Gags, skurriler Anekdoten und nostalgischer Abrechnung mit einer sterbenden, aber unsterblich geliebten Filmwelt.


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